Zuallererst muss ich mal auf einen weitverbreiteten Irrtum aufmerksam machen. Der auf dem Reifen eingeprägte Hinweis auf den Herstellungszeitraum
ist nicht die DOT-Nummer, sondern nur ein Teil einer vom US-amerikanischen Verkehrsministerium (=
Departement Of Transportation, abgekürzt DOT) erfundenen Reifenidentifizierung, zu der eben
auch der Herstellungszeitraum zählt. Aber nicht nur.
So, mit diesem Wissen kann man schon mal bei jedem Reifenhändler glänzen, wenn man möchte (und der das zulässt
).
Wer sich einen Moppedreifen kaufen möchte bzw. muss, sollte nicht irgendwas bei irgendwem kaufen. Wie alles in der Welt unterliegt auch Gummi der Alterung. Die wird durch UV-Licht beschleunigt. Alterung eines Gummis heißt, dass das mit zunehmender Zeit immer spröder und härter wird. Schon mal ein altes Gummiband in der Hand gehabt? Und versucht, es zu benutzen? Wird nicht besonders erfolgreich gewesen sein.
Das Gummi, aus dem ein Reifen besteht, ist nun nicht unmittelbar mit dem eines Gummibandes vergleichbar, aber im Prinzip eben doch. Da niemand von uns in der Lage ist, das Reifengummi hinsichtlich seiner Alterung untersuchen zu können, muss sich der Käufer auf den Händler verlassen. Insbesondere darauf, dass der die Reifen bis zum Verkauf auch fachgerecht - d.h. vor Licht und Sonneneinstrahlung geschützt - gelagert hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies so ist, ist bei einem renommierten Händler größer als bei einem namenlosen, den man zudem nie zu Gesicht bekommt. Oder fährt jemand 300 km, um ihn sich anzusehen?
Um den Preis eines angebotenen Reifens einschätzen zu können (also auch, wie lange der Reifen irgendwo irgendwie gelagert, herumgefahren, weiterverkauft, wieder gelagert usw wurde), ist es wichtig, die aktuellen Bautypen des oder der bevorzugten Reifenhersteller zu kennen. Die haben leider die unangenehme Angewohnheit, häufig zu wechseln. Man will den Kunden ja immer das vermeintlich Neueste anbieten und hat zudem eine Entwicklungsabteilung, die auch beschäftigt sein will. Da eine Klassifizierung der Reifen nach Jahrgängen wie bei Wein leider nicht realisiert wurde, hilft nur der Blick in die Testzeitschriften. Da ist meistens auch angegeben, seit wann der betreffende Reifentyp eines Herstellers produziert wurde und wie lange.
Dritter Aspekt: Reifenfabrik. Der inzwischen sehr diffuse Reifenherstellerbereich ist vom Laien kaum noch durchschaubar. Nirgendwo sonst erweist sich das Prinzip Namen sind Schall und Rauch deutlicher als dort. Beispiel, bewusst neutral gewählt: Die ostdeutsche Reifenmarke PNEUMANT - hierzulande nur wenigen bekannt - wurde nach der Wiedervereinigung von SP REIFENWERKE GmbH, einem Tochterunternehmen von DUNLOP gekauft. DUNLOP selbst ist mittels eines Joint-Ventures mit GOODYEAR verbunden. Beide gehören zum japanischen Unternehmen SUMITOMO RUBBER Industries. Teil dieses Konzerns ist u.a. auch die französische Reifenfirma KLEBER. Einem Konzern ist es ziemlich wurst, wer wo welche Reifen backt. Hauptsache, die Werke sind ausgelastet. So kam es, dass es plötzlich PNEUMANT-Reifen "made in France" gab. Oder DUNLOPs aus Riesa. Wobei man wissen muss, dass die KLEBER-Werke keine Premium-Reifen herstellen. Weder unter eigenem, noch unter fremdem Label. Warum das so ist
Interessant ist in dem hier zugrunde liegenden Sachverhalt neben dem Preis, der Marke und dem Alter also auch der Herstellungsort. Den wiederum kann man der DOT-Nummer entnehmen. Wenn man sie denn in diesem Bereich entschlüsseln kann und einem das Ergebnis etwas sagt. Am besten natürlich
vor dem Kauf
Noch Fragen?