Also, um dem Halbwissen mal zu etwas mehr Fülle zu verhelfen
und zu mehr Sicherheit beim Anhören oder Lesen von volltönenden Sprüchen gewisser Ölmischer, -cracker und -vertreiber:
Jeder Motor verfügt über sogenannte Notlaufeigenschaften (es sei denn, er wurde jahrelang nicht benutzt, wie der, den der Kollege neulich durch unvorbereitetes Starten endgültig gehimmelt haben dürfte). Das bedeutet, dass der an der Zylinderbahn noch vorhandene Schmierfilm vom letzten Betrieb für die ersten Hübe ohne Nachschmierung aus dem Reservoir völlig ausreicht. Ein 15W-Öl ist zwar bei 5 Grad Celsius zähflüssiger als ein 10, 5 oder 0W-Öl (letzteres gibt's für Moppeds eh nicht), aber noch kein Sirup, der aus dem Sumpf herausgekratzt werden muss. Heißt: Seine Fließeigenschaften sind in diesem Temperaturbereich für den Moment des Kaltstarts und den zwei Minuten danach völlig ausreichend. Das gilt sogar bis -15 Grad Celsius, einem Temperaturbereich, in dem die wenigsten auf die Idee kommen, ihr Mopped anzuschmeißen. Ginge aber trotzdem, ohne dass es dadurch zwangsläufig zu Motorschäden käme oder die Triebwerkshaltbarkeit deutliche zeitlichen Einbußen erlitte.
Klar, je kleiner die Zahl vor dem W ist, desto eher läuft der Motor rund. Stimmt aber auch nicht so ganz, denn Öl schmiert nicht nur, es dichtet auch. Das gelingt mit einem "dickeren" naturgemäß besser als mit einem "wässrigeren". Zäheres Öl bewirkt wiederum einen erhöhteren Spritverbrauch, der - logischerweise - deswegen höher ist, weil Anfangs mehr Kraft aufgewendet werden muss, um eine bestimmte Drehzahl zu erreichen.
Ein höherer Wert als 40 hinter dem W ist nur für Motoren interessant, mit denen man sehr häufig hochtourig (also ab 5000 Upm aufwärts) fährt. Sei es, weil man es will (Rennstrecke bzw. BAB) oder weil man es muss, um überhaupt voranzukommen. Kleine Hubraumgrößen müssen naturgemäß einen größeren Aufwand betreiben, eine hohe Last möglichst schnell zu beschleunigen als große. Wer merkt, dass er ziemlich häufig ziemlich hochtourig fährt, sollte aus diesem Grund zu einem 50er-Öl greifen. Da macht es Sinn. Umkehrschluss: Keine bzw kaum hohe Drehzahlen = Einsparung von Euros. Dass große Cruiser - die ja immer Langhuber sind - häufig 20W-50 verwenden, obwohl sie alles andere als häufig hochtourig bewegt werden, liegt an etwas anderem, nämlich einerseits an der größeren Zylinderbahnfläche, auf der der Ölfilm nicht reißen darf und an den höheren Temperaturen, die die V2 wegen der oft nicht besonders flotten Fortbewegung nicht so gut gekühlt bekommen, die also heißer betrieben werden. Die 20 vor dem W schadet den Motoren übrigens auch nicht. Immerhin kann man mit dem Öl noch bei -10 Brad Celsius starten ...
Man sollte auch nicht glauben, dass man dem Motor Lebensjahre schenkt, wenn man das Öl mit den fantastisch klingenden Namen von Shell und Konsorten kauft. Wenn jemand gerne daran glauben will, dass es doch so ist, bitte sehr