MOTORRAD- Fuhrparkleiter Rainer Froberg, 49, fährt mit wechselnden Maschinen täglich über 100 Kilometer. Auf die sportliche Hyosung lässt er sich mit Spannung ein.
Eine Harley Road King und ein seltener Youngtimer sind mein Eigen, doch für den täglichen Arbeitsweg eignen sich diese Stühle leider überhaupt nicht. Als Fuhrparkleiter habe ich aber die Freiheit, äh, ich meine natürlich die Pflicht, verschiedene Testmotorräder ausgiebig zu prüfen. 52 Kilometer einfacher Weg sind es von meiner Haustür in Ursenwang bei Göppingen bis nach Stuttgart-City. Der Weg führt über ein paar kleine Käffer auf die Schnellstraße B10, ab Plochingen gibt es oft Stau, dann umfahre ich das Chaos über geheime Nebenstrecken.
Übliches Tempo: von Schrittgeschwindigkeit bis etwa 130 km/h. Eigentlich gute Testbedingungen. Wenn mich ein Motorrad besonders interessiert oder emotional anmacht, nutze ich den Rückweg mit einigen Extraeinlagen über die Schwäbische Alb. Dann spule ich dreistellig runter und weiß sofort Bescheid: Sahnestück oder Gurke. Ich nehme die Schlüssel der Hyosung GT 650 S vom Brett, bin neugierig. So einen Hobel haben wir schließlich nicht alle Tage da. Kollege Luca Leicht, der die Maschine an Land zog, schwärmte vom jungen Baujahr und der geringen Laufleistung . Unter 5000 Kilometer! Von den Eckdaten her macht die Maschine auch einen guten Eindruck, die müsste mich also gut heimbringen.
"Im Normalbetrieb okay, auf Holperstraßen eher unschön"
Doch beim Anlassen benimmt sich die Beinahe-Neumaschine etwas merkwürdig. Ich drücke den Starterknopf, und: öddel, öddel, öddel – nichts. Noch mal: öddel, öddel – wieder nichts. Erst jetzt erkenne ich, dass dieses Motorrad, wohlgemerkt Baujahr 2009, Vergaser statt Einspritzung besitzt und dass mit Choke gestartet werden muss. Finde ich nicht mehr zeitgemäß, aber gut: Choke raus, öddel, öddel, hüstel, hüstel, sprotz, brumm – endlich läuft der Viertakter, wenn auch mit ein paar Verschluckern.
Die Klangkulisse des Zweizylinders ist allerdings nicht so der Hit, irgendwie klapperig, damit kann man aber leben. Raus aus der Stadt läuft zunächst alles prima. Die Maschine liegt auf der kurvigen Weinsteige stabil in Schräglage, und auf der Autobahn bei Highspeed zuckt sie nicht, wunderbar! Also: im Normalbetrieb alles okay.
An den Grenzen der Erträglichkeit
Aber rauf zu meinen Lieblingsstrecken auf der Alb gibt es Holperstraßen, auf denen die Hyosung sofort an die Grenzen des Erträglichen kommt: Deutliches Aufstellmoment, Druckpunkt der Vorderradbremse wandert, beim Herausbeschleunigen in Bergkehren müht sie sich ab, braucht zu häufig die Drehzahlpeitsche. Nicht schön. An den kommenden Wochentagen nehme ich jedenfalls keine freiwilligen Umwege mehr. Ich frage mich: So was kaufen? Klare Antwort: Nein. Für gut 2500 Euro fände ich für meinen Arbeitsweg einen passenderen Lastesel, wohl eher ein gepflegtes Japan-Moped. Vermutlich ein langweiligeres und wohl auch deutlich älteres als die Hyosung, aber der Korea-Exot wirkt auf mich sehr unausgereift und versprüht zu wenig Flair.
Gruß Klausimann